Barrée-Akkorde sind auf der Gitarre sehr nützlich, um all jene Akkorde spielen zu können, die man nicht als offene Akkorde greifen kann.

Offene Akkorde sind die Akkorde, die man mit Leersaiten spielt. Z.B. C-Dur: x 3 2 0 1 0

Ein Fis-Dur Akkord beispielsweise enthält keinen Ton, der auf einer offenen Saite zu finden ist. Also kann er auch nicht als offener Akkord gegriffen werden.

Mit Barrée-Akkorden ist es recht einfach, fast alle Akkorde auf der Gitarre zu finden.

Barrée ist französisch und heisst „gesperrt“. Bezogen auf unsere Barrée-Akkorde bedeutet es, dass der Zeigefinger eine oder mehrere Saiten greift. Das erscheint anfangs sehr schwierig, wenn man aber ein paar Dinge beachtet, kommt man schnell zum Erfolg.

Tipps fürs Barrée:

Barrée-Akkorde - Zeigefinger-gestreckt---Wurzelgelenk-vor-dem-Hals
  • Der Zeigefinger muss möglichst gestreckt sein
  • Das Wurzelgelenk des Zeigefingers muss möglichst vor dem Hals sein
  • Der Daumen drückt von hinten gegen den Hals
  • Der Ellenbogen der linken Hand wird leicht von der Hüfte weg gehalten
Barrée-Akkorde - Ellenbogen in die Hüfte

Der Ellenbogen wird in Richtung Hüfte gedrückt. Dadurch drückt der Arm den Zeigefinger auf die Saiten. Allerdings werden alle anderen Finger von den Saiten weg gezogen.

Barrée-Akkorde - Ellenbogen aus der Hüfte

Besser: Der Ellenbogen wird von der Hüfte weg gedrückt. Dadurch drückt der Arm nicht nur den Zeigefinger auf die Saiten, sondern auch alle anderen Finger. Das erleichtert das Barrée-Greifen wesentlich.

Barrée Akkorde finden:

Der Einfachheit halber beschränke ich mich auf zwei Typen, mit denen man die wichtigsten Akkorde abdecken kann:

  1. Der E-Typ, abgeleitet von einem E-Dur Griff: 0 2 2 1 0 0
  2. Der A-Typ, abgeleitet von einem A-Dur Griff: x 0 2 2 2 0

Wenn man ein E auf der leeren E-Saite einen Bund nach oben verschiebt, landet man einen Halbton höher auf dem F. Analog dazu wird ein E-Dur-Akkord, wenn man ihn einen Bund nach oben verschiebt, zu einem F-Dur-Akkord. Allerdings muss man beachten, dass man die Töne, die vorher auf Leersaiten waren, mit verschiebt. Im Falle von E-Dur sind das die 6., 2. und 1. Saite. Das mach man, indem man im ersten Bund ein Barrée macht, d.h. alle Saiten mit dem gestreckten Zeigefinger im I. Bund greift: 1 3 3 2 1 1

Genauso verhält es sich mit dem A-Dur-Akkord. Einen Bund höher, als das A auf der 5. Saite liegt das Bb. Wenn man also einen A-Dur-Griff einen Bund nach oben schiebt, und im I. Bund ein Barrée macht, erhält man einen Bb-Dur-Akkord.

Entsprechend geht man mit allen anderen Tönen vor: Wenn man einen Akkord braucht, den man nicht kennt, sucht man sich den Grundton auf der E-Saite oder auf der A-Saite und schiebt den E-Dur-Griff, bzw. den A-Dur-Griff mit einem Barrée in den entsprechenden Bund.

Die Töne auf der 6. und 5. Saite findet man so:

Den Abstand zwischen zwei Stammtönen nennt man einen Ganztonschritt. Auf der Gitarre  entspricht ein Ganztonschritt zwei Bünden Abstand.
Es gibt zwei Ausnahmen: Der Abstand vom E zum F und der Abstand vom H zum C ist nur ein Halbtonschritt, auf der Gitarre entspricht dies einem Bund.

Das bedeutet z.B.:
E ist einen Ganzton höher als D, also zwei Bünde höher.
C ist einen Halbton höher H, also einen Bund höher.

mehr dazu unter Musiktheorie Basics

Im XII. Bund ist auf jeder Saite die Oktav zur Leersaite. Also auf den E-Saiten ein E, auf der A-Saite ein A, auf der D-Saite ein D, auf der G-Saite ein G, auf der H-Saite ein H.

Auf der leeren E-Saite ist ein E. Einen Halbton, also einen Bund höher ist ein F. Das F ist also im ersten Bund auf der E-Saite. Das G ist einen Ganzton (zwei Bünde) höher als F, also im III. Bund. Das A ist im V. Bund, das H im VII., im VIII. das C, im X. das D, im XII. das E.

Auf der leeren A-Saite ist ein A. Einen Ganzton, also zwei Bünde höher ist ein H. Das H ist also im zweiten Bund auf der A-Saite. Das C ist einen Halbton (einen Bund) höher als H, also im III. Bund. Das D ist im V. Bund, das E im VII., im VIII. das F, im X. das G, im XII. das A.

Um also einen D-Dur Akkord zu greifen, schiebt man mit Barrée einen E-Dur Akkord in den X. Bund (10 12 12 11 10 10), oder einen A-Dur-Akkord in den V. Bund (x 5 7 7 7 5).

Einen Db-Dur-Akkord greift man jeweils einen Bund tiefer.

Gut mit Barrée verschiebbare Akkorde:

Mit Grundton auf der E-Saite:

E: 0 2 2 1 0 0
E7: 0 2 0 1 0 0 oder 0 2 0 1 3 0
Esus4: 0 2 2 2 0 0
E7sus4: 0 2 0 2 0 0
Em: 0 2 2 0 0 0
Em7: 0 2 0 0 0 0 oder 0 2 0 0 3 0

Mit Grundton auf der A-Saite:

A: x 0 2 2 2 0
A7: x 0 2 0 2 0 oder x 0 2 2 2 3
Asus4: x 0 2 2 3 0
A7sus4: x 0 2 0 3 0 oder x 0 2 2 3 3
Asus2: x 0 2 2 0 0
Am: x 0 2 2 1 0
Am7: x 0 2 0 1 0 oder x 0 2 0 1 3

Lieder transponieren:

Hat man ein Lied in einer bestimmten Tonart und möchte es transponieren, ist dies mit Barrée-Akkorden kinderleicht: Die Akkorde werden einfach hoch bzw. runter geschoben.
Man muss nicht einmal wissen, wie die transponierten Akkorde heissen, sondern kann einfach verschieben, bis es passt.

Die drei Hautakkorde in C-Dur sind C, F, G. Mit Barrée-Akkorden so gegriffen:

C: x 3 5 5 5 3
F: 1 3 3 2 1 1
G: 3 5 5 4 3 3

Möchte ich ein Lied von C-Dur in eine andere Tonart transponieren, muss ich einfach diese Akkorde verschieben.
Die gleichen drei Hauptakkorde in Eb-Dur sind drei Bünde höher:

Eb: x 6 8 8 8 6
Ab: 4 6 6 3 4 4
Bb: 6 8 8 7 6 6

Möchte ich ein Lied von C-Dur nach Ab-Dur transponieren, müsste ich die Akkorde vier Halbtonschritte, also vier Bünde tiefer verschieben. In diesem Falle ist das nicht möglich. Also nehme ich die andere Variante:

C: 8 10 10 9 8 8
F: x 8 10 10 10 8
G: x 10 12 12 12 10

Die kann ich nun nach unten transponieren. Ab-Dur wäre vier Bünde tiefer:

Ab: 4 6 6 5 4 4
Db: x 4 6 6 6 4
Eb: x 6 8 8 8 6

Übetipps:

Notennamen auf den Saiten lernen:

Denke dir einen Notennamen aus und suche den Ton auf allen Saiten (oder erst einmal auf der 5. und 6. Saite).

Beispiele:
F ist auf der 6. Saite im I. Bund und auf der 5. Saite im VIII. Bund.
Eb ist auf der 6. Saite im XI. Bund und auf der 5. Saite im VI. Bund.

Akkordverbindungen:

Versuche, verschiedene Akkordverbindungen zu üben und zu verschieben. Achte dabei darauf, dass die Akkorde möglichst nah beisammen bleiben.

Beispiele:

C – Am – F – G7:
x 3 5 5 5 3
5 7 7 5 5 5
1 3 3 2 1 1
3 5 3 4 3 3

verschoben nach Eb-Dur:

Eb – Cm – Ab – Bb7:
x 6 8 8 8 6
8 10 10 8 8 8
4 6 6 5 4 4
6 8 6 7 6 6

Oder die gleiche Akkordverbindung, aber beginnend mit dem E-Typ:

G – Em – C – D7
3 5 5 4 3 3
x 7 9 9 8 7
8 10 10 9 8 8
10 12 12 11 10 10